|
Desperado oder Jeder ist seines Glückes Schmied. Ein Stück
über die Entstehungsbedingungen jugendlicher Gewalt.
Weinheim 1993 ISBN 3-7695-0326-0
- "Dissozialität muß nicht nur in der Horizontale des
Lebensfeldes, sondern ebenso in der Vertikale der
Lebensgeschichte analysiert werden; sie ist immer Ergebnis einer
Entwicklung, Ergebnis eines Prozesses von sich allmählich
verfestigenden und intensivierenden Verhaltensstörungen." (H.Thiersch, Verwahrlosung.
In: H.Giesecke, Hg.: Offensive Sozialpädagogik. Göttingen 1981)
Dieser - für den Umgang, nicht nur, mit verhaltensgestörten ("dissozialen")
Jugendlichen so wichtigen - Erkenntnis Rechnung tragend, entstand
das vorliegende Bühnenstück, das sich an Jugendliche ab dem 14.
Lebensjahr richtet. Es unternimmt den Versuch, anhand einzelner
Szenen aus dem Alltag des Schülers Mike Schulz gesellschaftliche
und familiäre Strukturen und Entwicklungen transparent zu machen,
die diesen zunächst in die rechtsradikale Szene treiben und ihn
schließlich eine Gewalttat begehen lassen. Der "Horizontale des
Lebensfeldes" wird dabei nur scheinbar Priorität eingeräumt. Zwar
spielt das Stück in den letzten Tagen vor Mikes Tat und
rekonstruiert in zentralen Szenen exemplarisch Mikes Verhalten in
für ihn wichtigen Lebensfeldern, doch wird in der Familienszene
und in den Aussagen der Eltern und der Lehrerin auch die
"Vertikale der Lebensgeschichte" reflektiert. Ein DESPERADO ist
der Verzweifelte, aber auch der Kämpfer gegen die Verhältnisse,
die seine Verzweiflung bedingen. Jugendliche sind oft nicht in der
Lage, diese Bedingungsfaktoren in ihrer Komplexität auch nur
annähernd zutreffend zu analysieren - was übrigens zunehmend auch
für Erwachsene gilt - und sind für simpel strukturierte,
eindimensionale Erklärungs- und Lösungsmodelle, die eine sofortige
Besserung der Verhältnisse und das Ende der "Verzweiflung"
versprechen, zugänglich und dankbar. Hierin liegt eine erste
Wurzel faschistoiden Denkens. Besonders Cliquen mit
rechtsradikalem Anstrich - wie die DESPERADOS im Stück - bieten
scheinbar Geborgenheit und Solidarität im Kampf gegen die eigene
Misere, die personalisiert wird z.B. im Asylsuchenden, im
Ausländer oder im Andersdenkenden. Wo die traditionelle Familie
stirbt oder versagt, die Schule und andere sekundäre
Sozialisations- und Enkulturationsinstanzen überfordert sind,
Egoismus und Narzißmus auf der Werteskala dominieren, werden
Kinder, Jugendliche und Heranwachsende zunehmend zu Desperados.
Umkehrbar ist dieser Prozeß wohl kaum. Es müssen vielmehr neue,
andere Lebens- und Umgangsformen gefunden werden, die Szenen, wie
sie das Stück zeigt und wie sie beliebig immer noch weiter gezeigt
werden könnten, überflüssig machen. Das Stück will anregen,
darüber kontrovers, konstruktiv und kritisch zu diskutieren.
-
Leseprobe (PDF-Datei)
Weitere Theaterstücke:
|
Spieltyp |
Jugenddrama |
Spielanlass |
Gewaltprävention |
Spielraum |
einfache Bühne |
Darsteller |
7m, 8w, auch ganze Klasse,
Jgst. 8 - 12 |
Spieldauer |
ca. 60 min |
Cover |
|
|